100 Jahre geballte Fußball-Erfahrung

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Vereins im Jahr 2018, hat sich Feldstärke Bochum auf seine Spuren der Vergangenheit begeben. Gemeinsam mit den beiden letzten aktiven Gründungsmitgliedern, Holger S. und Norbert F., blicken wir auf eine bewegte Zeit zurück.

Was macht Feldstärke Bochum eurer Meinung zu einem besonderen Verein?

Holger:

Die Mischung der Spieler macht Feldstärke zu einem besonderen Verein. Hier erhält man auch als „ungelernter“ Fußballer in fortgeschrittenem Alter regelmäßig die Gelegenheit zum Scheitern und gelegentlich auch zum Tore schießen.

Norbert:

Bei Feldstärke geht es in erster Linie darum, dass alle mitspielen dürfen, auch wenn sie in Bezug auf Fußball völlig „talentfrei“ sind. Es geht um den Spaß an dem Spiel und in dem jeweiligen Match natürlich darum zu gewinnen. Das Besondere war immer, dass der Ehrgeiz im Spiel da ist, dass auch nachher durchaus eine Spielanalyse betrieben wird (in Fußballermanier natürlich extrem subjektiv geprägt), dass dabei die gute Laune aber nie gelitten hat.

Das Schöne daran war immer, dass wir natürlich auch richtig gute Hobbykicker dabeihaben, die sich aber offensichtlich gern in den gemischten Teams mitspielen. Ständig haben wir neue Mitspieler integriert, die uns in der Regel über mehrere Jahre erhalten bleiben. Meistens sind berufliche Veränderungen in Verbindung mit Wohnortwechseln der Grund für das Ausscheiden.

Historisch gesehen haben wir unsere Wurzeln an der Ruhruniversität Bochum, insbesondere aus dem Bereich der wissenschaftlichen Mitarbeiter. Begonnen in der Elektrotechnik, über die Mathematik und Chemie dann aber sukzessive in (fast) alle Fakultäten übergehend. Dies führt dazu, dass wir in unserer historischen Spielerliste einen hohen Anteil an promovierten Kickern haben. Damit hat Feldstärke immer einen Beitrag dazu geleistet, dass auch „vergeistigte“ Personen eine Möglichkeit haben, einen Mannschaftssport zu betreiben, ohne dass auf sportliche Leistungsmängel herumgehackt wird.

Mittlerweile ist der Anteil der Akademiker zurückgegangen. Aber gerade diese Öffnung finde ich besonders gut, da es eine sportliche Vernetzung gibt, die immer weiter greift. Und es hat darüber schon viele menschliche Verbindungen gegeben, die es so ohne Feldstärke Bochum nie gegeben hätte.

25 Jahre ist eine lange Zeit. Was war ein Höhepunkt in der Zeit, der euch in Erinnerung geblieben ist?

Norbert:

Ich habe die gesamten 25 Jahre genossen. In den ersten Jahren hatten wir einmal im Jahr ein Hobbyturnier in Rheinhessen, bei dem wir dann auch die Freundinnen, Frauen und Kinder (social program) in unser Gekicke einbinden konnten. Leider gibt es dieses Turnier bereits seit vielen Jahren nicht mehr und ich habe immer noch keinen adäquaten Ersatz gefunden, um dies wieder aufleben zu lassen. 

In ganz besonderer Erinnerung ist mir unser Teamevent zum 25-Jährigen auf dem Kunstrasenplatz meines Heimatvereins SC Obersprockhövel geblieben. Auch wenn viele Ehemaligen an diesem Tag nicht konnten, so hat mir doch der Zuspruch und die Gespräche in diesem Zusammenhang gezeigt, was wir eigentlich mit 25 Jahren Bestehen erreicht haben.

Holger:

In Erinnerung bleiben auf jeden Fall mehrere Fahrten nach Rheinhessen zu Kleinfeldturnieren in den 90-er Jahren, deren „Rahmenprogramm“ das eigentliche Turnier zu einer Nebensache werden ließ. Irgendwann haben wir dann auch mal den „Bitte-nicht-mehr-Wiederkommen-War-nett-mit-Euch-Fairness-Pokal“ gewonnen. Auch eine Partie gegen die Betriebstechnik der RUB anlässlich des Unifests, die als „Querenburger Wasserschlacht“ in die Geschichte einging, bleibt in Erinnerung. Starkregen verwandelte den Platz in eine Seenplatte, deren Bremswirkung so manches Tor verhinderte.

Zusammen bildet ihr die 100-jährige Abwehr und bringt viel Erfahrung mit ins Team. Was habt ihr den jungen Spielern voraus?

Holger:

Zunächst mal Körpergröße. Wir gehören sicherlich zu den größeren Spielern des Teams und können so immer einen Überblick über das gesamte Kleinfeld behalten. Allerdings ist der Respekt vor der 100-jährigen Abwehr mittlerweile so groß, dass man uns in vereinsinternen Spielen nur noch selten zusammen in einem Team antreten lässt.

Norbert:

Leider habe ich den jungen Spielern gar nichts voraus, sondern ich laufe ihnen eher hinterher. An der einen oder anderen Stelle habe ich zwar das Gefühl, mehr Spielverständnis zu besitzen, aber das hilft auf dem Platz dann meistens auch nicht.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Norbert:

Ich hoffe, dass Feldstärke noch möglichst lange bestehen bleibt, und zwar genau in dem Zuschnitt mit langsamen, sinnvollen Weiterentwicklungen, wie es über die letzten 26 Jahre gelaufen ist. Ich selbst wünsche mir Gesundheit, so dass ich auch weiterhin jeden Montag antreten kann. Ich würde gern bis zum 50-jährigen weitermachen. Da hoffe ich natürlich auf die Toleranz der Anderen, denn meine körperliche Fitness wird bis zu meinem dann anstehenden 79-jährigen Geburtstag wahrscheinlich noch weiter abnehmen.

Holger:

Ein großes fußballerisches Ziel, bei dessen Erreichen ich vermutlich meine Karriere beenden werden, bleibt noch: Endlich mal mit meinem Team in der Halle zu Null gewinnen. Das dürfen aber meine Mitspieler nicht wissen, sonst werden sie das demnächst wohl mal ermöglichen.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die nächsten 25 Jahre.

Anmerkung der Redaktion: Die Interviews wurden getrennt voneinander geführt.

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