Dieses Mal haben wir einen wahren Draufgänger vor das Mikrofon bekommen. Marcel V. stellt sich den Fragen der Redaktion.
Lieber Marcel, seit mehr als 7 Jahren bist du aktives Mitglied und aggressiv leader bei Feldstärke Bochum. Die Corona-Zeit war und ist für alle im Team schwierig. Wie hast du dich in der spielfreien Zeit fit gehalten?
Es schmeichelt mir sehr als „Leader“ hier gleich zu Beginn bezeichnet zu werden, wenngleich meine fußballerischen Fähigkeiten sicherlich begrenzt sind und es auch bleiben. Mein Selbstbild gaukelt mir stets vor eine Mischung aus den Top10-Fußballern zu sein (technisch, kämpferisch, läuferisch, usw.). Das Ergebnis am Montagabend zeichnet dann oft ein anderes Bild, was zu großen Teilen auch an den Teammitglieder liegen mag – aber nicht nur. Zurück zur Frage: An meiner Physis hat Corona kaum was verändert, weswegen ich die kurze, spielfreie Zeit im Frühjahr 2020 keineswegs für sportliche Aktivitäten genutzt habe (Fahrradfahren mit meiner Frau mal ausgeklammert). Vielmehr war der Bäckermeister nebenan mein täglicher Freund. Leckereres vom Grill haben ich mir regelmäßig bei Sebastian G. abgeholt, wofür ich mich hiermit nochmals herzlich bedanken möchte. Ich habe also durchaus an der Substanz gearbeitet!
Die Zeit ohne Kicken war auch bestimmt für dich hart, hast du doch kaum eine Trainingseinheit in deiner Laufbahn verpasst. Warum spielst du so gerne für die Feldstärke?
Ja, in der Tat war die Zeit ohne Fußball sehr deprimierend. Der soeben genannte (tägliche) Zuckerschock vom Bäcker wirkte – und das kann ich jetzt anhand meines Selbsttests sehr objektiv feststellen – keineswegs so intensiv und langfristig wie eine 90minütige Runde am Montagabend. Wie bei den Profi-Fußballern auch gehören zu einem guten Spiel(er) stets Körper und Geist. Insofern wünsche ich mir keinen erneuten Lockdown und stets mindestens 10 Spieler mit negativen (Bürger-) Testergebnis. Und diese 10 Feldstärke-Fußballer machen es aus, weswegen es die Truppe ja schon so lange gibt: Wir allen spielen den gleichen, schlechten Fußball und würden es kaum bis in die Kreisklasse A schaffen. Man sieht es ja an der Bundesliga, wie langweilig Fußball werden kann, wenn immer die gleichen gewinnen. Wir allen fühlen uns als Greuther Fürth super wohl. Manche spielen gar auf Niveau von Bochum, es sind aber auch Schalker dabei. Was will man mehr? Das macht die Feldstärke aus. Ich bin vollends zufrieden. Einzig das regelmäßige Pils nach dem Kicken fehlt mir doch schon… nur Jörn N. und Tobi S. verweigern selten dem Pils danach, was ich richtig und wichtig finde.
Alle fürchten ihn: den legendären Hackentrick, mit dem du den ein oder anderen Gegner schwindelig spielst. Wo hast du diese überragende Technik gelernt?
Es ist teils die Quadratur des Kreises: Ballkontrolle und der Pass in den Fuß des Mitspielers. Das Raum-, Ball-, Zeitgefühl beherrsche ich selten – das wissen auch meine Gegenspieler. Beim Spiel mit der Hacke kommt noch eine Komponentn dazu: Die Unberechenbare (wohl gemerkt sowohl für mich als auch für den Gegenspieler). Insofern dient meine überragende Technik hier als Hilfe zur Selbsthilfe. Und sie sorgt immer wieder für neue Spielsituationen, aus denen nicht selten Torerfolge resultieren – wenn nicht sogar der Torschuss mit der Hacke erfolgte. Manche nennen es „überragende Technik“, für mich ist es und bleibt es eine Form der Avantgarde. Ich kann jeden nur ermutigen – im Sinne der eigenen Profilschärfung – die Hacke öfters zu benutzen. Und seien wir mal ehrlich: Erst beim dritten bis viertes Mal werden die Mitspieler doch leicht zornig und laut, wenn es überraschenderweise mal nicht so gut geklappt hat. Dann sind aber meist schon 5-6 Minuten Spielzeit rum (Zeit für die erste Verschnaufpause, um anschließend es wieder und wieder zu probieren. Nur Übung macht den Meister!)
Zum Abschluss: Wo siehst du dich mit Feldstärke in 10 Jahren?
„Never change a running system“ sagt mir unser IT-Administrator immer. Insofern sehe ich die Feldstärke hoffentlich genau da, wo wir heute auch sind. Wieder verstärkt um die aktuell verletzungsbedingten Spieler und jene, die ihren Dienst mit der Frau/ Familie deutlich besser abstimmen müssen. In 10 Jahren bleibt ja auch die soziale Verantwortung: Schließlich möchte man gar nicht daran denken, was einzelne Spieler machen würden – an sich selbst oder der Gesellschaft – wenn es die Feldstärke nicht mehr geben sollte. Es geht also über das Fußballspielen hinaus – einer für alle und alle für einen. Kurz gesagt, ich sehe die Feldstärke in 10 Jahren weiterhin talentfrei auf dem Platz, aber nach wie vor mit Herz dabei.
Vielen Dank für das Interview.